Bildet man sich im Internet über das Berufsbild eines Übersetzers, so tauchen immer wieder spezielle Hinweise darauf auf, dass eine Übersetzung nicht immer gleich eine Übersetzung ist.

Das Problem bei Übersetzungen ist, dass es nicht immer möglich ist, gleichzeitig sowohl den Inhalt als auch die Sinnhaftigkeit des Ausgangstextes in die Zielsprache zu übertragen, da jede Sprache ihre eigenen Regeln hat und durch jahrhundertelange Entwicklungen individuell konzipiert ist. Daher treten in jeder Sprache zum Beispiel auch Mehrdeutigkeiten, sprachliche Bilder und sonstige sprachliche Eigenheiten auf, die nicht Eins zu Eins in die Zielsprache übersetzt werden können, ohne dabei die stilistische Besonderheit beizubehalten oder den „Witz“ derer übertragen zu können.

Daher muss ein Übersetzer zwangsläufig Prioritäten setzen, wo das Hauptaugenmerk der Übersetzung liegen sollte. In den meisten Fällen lässt sich dies aus dem allgemeinen Sprachfluss und dem Stil des Autors im Ausgangstext herleiten. Ist der Ausgangstext beispielsweise fachlicher Natur, so ist das Übertragen von sprachlichen Mitteln wie Metaphern o.ä. eher zweitrangig, da der Inhalt des Textes für das Verständnis wichtiger ist.

Die gängigsten Übersetzungstätigkeiten

Durch die unendliche Vielfalt von heutigen Texten haben sich im Laufe der Zeit immer mehr Unterkategorien in der Übersetzerbranche aufgetan.

Fachübersetzer arbeiten hauptsächlich an Texten aus Spezialgebieten. Dazu gehören beispielsweise Broschüren, Magazine, Informationstexte, wissenschaftliche Artikel oder Betriebsanleitungen. Der Vorteil eines fachspezifischen Übersetzers für ein bestimmtes Themengebiet liegt darin, dass er sich in kürzester Zeit eingehend und bestmöglich mit demjenigen Thema auseinandersetzen und damit vertraut machen kann.

Anders hingegen sieht es bei Literaturübersetzern aus. Da das Übersetzen von literarischen Texten auch als „Königsdisziplin“ bezeichnet wird, erfordert es nicht nur eine jahre- bis jahrzehntelange Expertise auf diesem Gebiet, sondern auch ein ganz besonderes Gefühl für sprachliche Feinheiten. Diese finden sich unter anderem auch zwischen den Zeilen, weshalb die Sensibilität des Übersetzers im Hinblick auf den Stil des Ausgangstextes von enormer Wichtigkeit ist. Die Schwierigkeit besteht hier zudem darin, dass literarische Texte mitunter sehr unterschiedliche Themengebiete bedienen, weshalb ein Literaturübersetzer zwangsläufig eine große Toleranz und immense Flexibilität gegenüber den verschiedensten Themengebieten aufweisen muss. Der größte Vorteil von Literaturübersetzern besteht in der Regel darin, dass man nur relativ wenig bis keine Konkurrenz hat, da es so unendlich viel Literatur gibt, dass neue Übersetzer händeringend gesucht werden.

Natürlich gibt es aber auch Übersetzungsmöglichkeiten und einen dahingehenden Bedarf in unkonventionellen Bereichen.

Weitere Übersetzertätigkeiten

Das Tätigkeitsfeld eines Softwarelokalisierers liegt darin, Computersprache zu übertragen. Damit sind unter anderem digitale Benutzeroberflächen wie Menüs oder Computerprogramme gemeint. Nehmen wir beispielsweise eine App, die die besten Fischrestaurants in der Umgebung lokalisieren und nach Bewertung sortieren kann, nur leider aus Indien stammt und deshalb in ihrer Originalversion in einer indischen Sprache verfasst ist. Softwarelokalisierer arbeiten daraufhin daran, die vielen kleinen Textbausteine in die vielen Zielsprachen derjenigen Länder zu übersetzen, deren Bevölkerung ein Interesse an der Benutzung der App aufzeigt.

Eine Besonderheit im Bereich der Übersetzertätigkeiten stellt die des Urkundenübersetzers dar. Diese müssen zusätzlich zu der Übersetzerausbildung, die jeder an offizieller Stelle tätige Übersetzer durchlaufen haben muss, vereidigt sein. Da Urkunden nämlich eine gesonderte Rolle in bürokratischen Abläufen darstellen, muss von staatlicher Seite um jeden Preis dafür gesorgt werden, dass Übersetzungen dieser Dokumente inhaltlich und sprachlich korrekt sind und keinen Raum für Zweideutigkeiten lassen. Aus diesem Grunde dürfen offizielle Dokumente jeglicher Art nicht von nicht-vereidigten Übersetzern übersetzt werden, auch wenn sie noch so gewissenhaft und korrekt arbeiten.

Weitere mögliche Tätigkeiten sind beispielsweise die des Untertitlers, der vor allem für Film und Fernsehen von enormer Wichtigkeit ist, da nicht-synchronisierte, fremdsprachige Filme oder Sendungen sonst natürlich von niemandem verstanden werden könnten, der nicht zufällig diejenige Ausgangssprache beherrscht.

Auch in diesem Bereich gibt es Besonderheiten, wie beispielsweise Konferenzübersetzer, die während der Veranstaltungen zum Beispiel Reden, Diskussionsbeiträge und ähnliches übersetzen, damit fremdsprachige Konferenzteilnehmer nach Beendigung der Konferenz eine schriftliche Übertragung des Gesprochenen in ihrer Muttersprache erhalten können.

Eine andere Besonderheit ist in diesem Zusammenhang der sogenannte Simultan-Stenograf, der dafür sorgt, dass während eines mündlichen Beitrages jedweder Form zeitgleich eine schriftliche Übersetzung des Gesagten zur Verfügung steht. Diese Tätigkeit ist prinzipiell mit der eines Simultan-Dolmetschers zu vergleichen, nur dass hier nicht mündlich, sondern schriftlich übersetzt wird.